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Judy Garland und Shirley Temple - Hollywoods Kinderstars

24 min • 10 juli 2025

Sie zählen zu Hollywoods berühmtesten und erfolgreichsten Kinderstars: Judy Garland und Shirley Temple. Die blondgelockte Shirley Temple bot mit ihrem Lachen und mit Optimismus ein Gegenprogramm zum tristen Alltag während der Großen Depression in den 1930ern. Judy Garland begeisterte in Filmen wie "Der Zauberer von Oz" mit ihrer einzigartigen Gesangsstimme, kämpfte aber ihr Leben lang gegen Tabletten- und Alkoholsucht und die Fallstricke des Ruhms.

Autor/in dieser Folge: Florian Kummert
Regie: Silke Wolfrum
Es sprachen: Ariane Payer, Christian Baumann und Rahel Comtesse
Technik: Regina Staerke
Redaktion: Andrea Bräu

Das Manuskript zur Folge gibt es HIER.

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Literatur:

  • Kristen Hatch: Shirley Temple and the Performance of Girlhood (Rutgers University Press, 2015, engl.)
  • John F. Kasson: The Little Girl Who Fought The Great Depression (W. W. Norton & Company, 2014, engl.)
  • Judy Garland: Ihre Filme – ihr Leben. (Heyne Filmbibliothek, 1980) 

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

SPRECHERIN

Man nehme 150 Milliliter Ginger Ale, ebenso viel Zitronenlimonade, eine Viertel Zitrone und einen Schuss Grenadine. Alles gut mixen, dann in ein hohes Glas voller Eiswürfel gießen und oben drauf als krönender Abschluss eine Cocktailkirsche. Fertig ist der… Shirley Temple!

 

SPRECHERIN

Dass dieser Cocktail keinen Alkohol enthält, kommt nicht von ungefähr. Denn seine Namensgeberin war Hollywoods größter Kinderstar der 1930er Jahre.

 

MUSIK You Gotta SMILE to be HAPPY


SPRECHERIN

Ein Wirbelwind an Sommersprossen und blonden Locken - angeblich 52 jeden Abend vor dem Bettgehen sorgfältig eingedrehte Korkenzieher-Locken - immer gut gelaunt, immer lächelnd.

Lächeln, smile, singt sie in einem ihrer Hits, fein ausbuchstabiert: S M I L E. You gotta Smile to be Happy. H-A-P-P-Y. Du musst lächeln, um glücklich zu sein.

 

MUSIK You Gotta SMILE 

 

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Auf dem Höhepunkt ihres Ruhms ist die immer lächelnde, immer fröhliche Shirley Temple überall - und das ist tatsächlich wortwörtlich zu verstehen. Ihr Bildnis erscheint Tag für Tag in Dutzenden von Magazinen und Werbekampagnen, sie gilt als eine der am häufigsten fotografierten Personen der Welt. Fotos von ihr hängen in ärmlichen Slumbaracken ebenso wie in reichen Vorstadtvillen. Etwa über dem Wohnzimmersims im Jugendhaus von Andy Warhol in Pittsburgh. Oder im Hobbykeller von FBI-Direktor J. Edgar Hoover in Washington, D.C. Sie lacht auch vom Foto im Schlafzimmer des Verstecks von Anne Frank in Amsterdam, als diese mit ihrer jüdischen Familie aus Angst vor den Nationalsozialisten im Verborgenen leben muss.

 

SPRECHER

Als Anne Frank im Juni 1942 in ihr Versteck zieht, ist Shirley Temples Karriere bereits wieder am Abklingen. Dafür leuchtet ein neuer Stern am Himmel von Hollywood. Judy Garland, das Mädchen mit der atemberaubenden Stimme, wird 1939 weltberühmt, mit diesem Lied:

 

MUSIK OVER THE RAINBOW

Somewhere over the rainbow

Way up high

there’s a land that I heard of

Once in a lullaby, oh…

 

SPRECHER

Irgendwo über den Regenbogen träumt sich Judy Garland als Mädchen Dorothy, das gemeinsam mit ihrem kleinen Hund Toto sowie ihrer Tante und ihrem Onkel auf einer Farm in Kansas lebt. Doch die böse Nachbarin sieht den Hund als Bedrohung und will ihn wegnehmen. So sehnt sich Dorothy nach einem Land, wo die Träume wahr werden…

 

MUSIK OVER THE RAINBOW 

And the dreams that you dear to dream of

really do come true-ooh-ooh

 

SPRECHER

Schließlich schnappt sich Dorothy ihren geliebten Toto und will weglaufen. Doch ein Wirbelsturm zieht auf und bläst das Mädchen samt dem Farmhaus in das zauberhafte Land namens Oz. Dort macht sie sich auf den Weg zum sagenumwobenen Zauberer von Oz.

 

MUSIK 

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Heute zählt „Der Zauberer von Oz“ zu den großen Klassikern der Filmgeschichte und ist Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO. Judy Garland gelingt mit der Rolle der große Durchbruch in Hollywood. Dabei wollte das produzierende Studio MGM für das enorm teure Projekt in der Hauptrolle zunächst einen etablierten Kinderstar, nämlich: Shirley Temple. Doch die war beim Konkurrenzstudio, der 20th Century Fox, unter Vertrag und die Austauschverhandlungen scheiterten.

 

VOICEOVER KRISTEN HATCH 1

Yes, thank God… Judy Garland's vocal range.

Gottseidank! Mit Shirley Temple wäre das nie und nimmer so ein Erfolg geworden, und natürlich hatte sie auch nicht den Stimmumfang von Judy Garland.

 

SPRECHER

Sagt Kristen Hatch, Professorin für Filmstudien an der University of California in Irvine. Ihr Spezialgebiet: der Hollywoodfilm der 1930er Jahre und die Rolle der Kinderstars, die in diesem Jahrzehnt zu den kassenträchtigsten Publikumslieblingen überhaupt zählten.

 

VOICEOVER KRISTEN HATCH 2

They had made different …tried to make her look more childlike.

Vom Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ gab es in der Stummfilmzeit bereits mehrere Verfilmungen. Dorothy wurde dabei von jungen Frauen in ihren 20ern gespielt, auch wenn sie im Buch eher ein kleineres Mädchen ist. Für das Publikum war es also nicht ungewöhnlich, Frauen in Kinderrollen zu sehen. In den 1930er Jahren kam das aber immer seltener vor, und Judy Garland war vom Alter her schon grenzwertig für die Rolle. Maske und Kostüm konnten sie aber noch problemlos jünger wirken lassen. Allerdings klagte Judy Garland über die Kostüme, die ihr die Brüste abschnürten, um ihr ein kindliches Äußeres zu geben.

 

 

SPRECHER

Am Ende der Dreharbeiten ist Judy Garland bereits 17, doch sie schafft es, Dorothy als Mädchen zu portraitieren, das die perfekte Unschuld symbolisiert. Eine Kinder-Figur, mit einem reinen Herzen.

 

VOICEOVER KRISTEN HATCH 3

She also represents …  eyes full of hope.

Sie verkörpert vor allem: Hoffnung. Ihre Figur verliert nie die Hoffnung, dass es ihr gelingt, wieder nach Hause zu kommen. Sie folgt der Gelben Steinstaße, mit einem Lächeln und Augen voller Hoffnung.

 

SPRECHERIN

Hoffnung. Unschuld. Das sind auch die Attribute, die Shirley Temple in den Jahren zuvor zur erfolgreichsten Schauspielerin der 1930er-Jahre haben werden lassen. Denn ihr Karrierestart fällt zusammen mit einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen der Vereinigten Staaten, der „Great Depression“, der „Großen Depression“. Als im Oktober 1929 die Kurse an der New Yorker Börse ins Bodenlose stürzen und einen gewaltigen Börsencrash einleiten, kommt es zu einer weltweiten Rezession. Die Arbeitslosenquote schnellt in den USA bis 1932 auf 25 Prozent hoch. Die, die ihre Arbeit noch haben, erhalten oft einen Hungerlohn, und kämpfen darum, die eigene Familie über Wasser zu halten. Der republikanische Präsident Herbert Hoover gilt in der Bevölkerung als entscheidungsschwach und griesgrämig. Gegen den demokratischen Herausforderer hat er 1932 nicht den Hauch einer Chance. Franklin Delano Roosevelt sitzt zwar seit einer Polio-Erkrankung im Rollstuhl, gilt aber als großer Charismatiker und unermüdlicher Optimist. Bei seiner Amtseinführung brennt sich ein Satz ins kollektive Bewusstsein der Öffentlichkeit ein:

 

OTON REDE ROOSEVELT

The only thing we have to fear is fear itself.

 

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Die einzige Sache, die wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.

 

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Mit seinen New Deal-Programmen startet Roosevelt eine Reihe von Wirtschafts- und Sozialreformen, eine für US-Verhältnisse massive Interventionspolitik, mit Schul- und Armenspeisungen, Hilfen für die Arbeitslosen, einer Regulierung der Finanzmärkte sowie der Einführung von Sozialversicherungen.

 

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Ebenso wichtig ist für Roosevelt aber der psychologische Kampf gegen die Krisenstimmung im Land. Er will die Furcht bekämpfen, und - so gut es geht - Optimismus und Zuversicht verbreiten. Dazu nutzt er die Macht der Filmkunst im Kampf gegen die niedergedrückte Stimmung im Land.

 

SPRECHERIN

Und setzt dabei vor allem auf ein unerschütterlich lächelndes Mädchen und das wohlige Gefühl, das sie in den Kinosälen verbreitet: Shirley Temple. Von Roosevelt ist das Zitat überliefert:

 

SPRECHER

„Wenn die Stimmung der Bevölkerung auf einem Tiefpunkt ist, gibt es nichts Heilsameres für Amerikaner als sich für nur 15 Cents einen Film anzusehen, in das lächelnde Gesicht eines kleinen Kindes zu blicken und die Sorgen zu vergessen.“

 

MUSIK: You Gotta SMILE to be HAPPY,  C1561980122, 0‘13

 

SPRECHER

Shirley Temple, das kleine Mädchen, das die große Depression bekämpfte, wird am 23. April 1928 in Santa Monica, Kalifornien, geboren. Der Vater, George Temple, arbeitet in einer Bank, die Mutter Gertrude, tanz- und filmbegeistert, setzt all ihre Hoffnungen und Ambitionen - nach zwei Söhnen - auf ihr drittes Kind: ihr Mädchen mit den Sommersprossen und den Locken, die sie einrollt und Woche für Woche peroxidblond färbt. Kurz nach Shirleys drittem Geburtstag meldet Gertrude ihre Tochter in Ethel Meglins Tanzstudio an, damals die Topadresse in Hollywood, um Tanzschritte und Gesang zu lernen und möglichst jung vor einer Filmkamera zu landen. Die sogenannten „Meglin Kiddies“ werden regelmäßig für Bühnenauftritte und Filmrollen gebucht. Drei Jahre vor Shirley Temple war auch Judy Garlands Mutter mit ihrer damals fünf Jahre alten Tochter zu den „Meglin Kiddies“ gekommen.

 

SPRECHERIN

Im April 1934 gelingt Shirley Temple der große Durchbruch - da ist sie gerade sechs geworden. Der Film „Stand Up and Cheer!“ zeigt sie singend, tanzend, und auch stepptanzend, in der Nummer „Baby Take a Bow“. 

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